Heute müsste ich eigentlich auf dem Weg in die Heimat sein. Vielleicht würden wir im Jagdhaus schick essen gehen. Oder wir würden im Saal Waldesruh eine flotte Sohle aufs Pakett legen. Vielleicht würden wir aber auch einfach nur die Enge des Essizimmers genießen und Kuchen essen… mit dem dazugehörigen rehbraunen Kaffee.
Ob du wohl immer noch die Chromstühle in der Küche hättest? Wenn man auf die Sitzfläche kloppte, staubte es und das hat dir nie gefallen. 😉 Würdest du mich immer noch mit deiner weichen Haut auf deinem Handrücken spielen lassen („Wenn man alt wird, hat man nun mal mehr Haut.“).
Deine Kellertreppe ist übrigens immer noch die alte… nur weniger gefährlich, weil der Handlauf erneuert wurde. Jetzt dürfen auch die Kleinen gefahrlos in den Keller… die Hintertreppe hat dafür immer noch keinen Handlauf. 😉 Hast du gesehen, dass dein Garten geschrumpft ist? Dein Komposthaufen ist weg, genauso wie das Gemüsebeet, der Brunnen und die alte Kirsche. Dein Johannisstrauch ist auch weg und die alte Tür zwischen Haus und Garage zur Terrasse ist zugemacht worden, dafür gibt es jetzt ein großes Loch in der Garage! Aber der Stall steht immer noch genauso da … es hängen Gardinen drin! Gab es die bei dir auch schon? In deinem Haus gehen viele Menschen ein und aus… viel mehr als früher. Denn du bist schon 5 mal Uroma geworden…man munkelt, dass es noch mehr werden könnten.
Ich frage mich manchmal, was du zu all diesen Veränderungen sagen würdest. Ich frage mich auch manchmal, ob du uns genauso vermisst wie wir dich… Manchmal ist die Trauer ein kleines Flämmchen. Sie leuchtet und erinnert uns an dich. Manchmal ist die Trauer aber auch ein goßer Feuersturm, der mir für kurze Zeit den Atem nimmt… z.B. wenn ich Milch in den Kaffee gebe und der genau deine Kaffeefarbe hat (rehbraun). Oder wenn ich Linseneintopf koche. Oder wenn ich Johannisbeeren pflücke. Dann wünsche ich, dass alles anders gekommen wäre und ich heute in die Heimat fahren könnte um mit dir deinen 80. Geburtstag feiern zu können.
7. September 1932 – 12. Januar 1989
Ich liebe und vermisse dich immer noch…
Liebe Steph!
So ein schöner Beitrag… heute vor einem Jahr ist meine Oma beerdigt worden und ich denke voller Liebe und vielen guten Erinnerung an sie zurück.
Großeltern sind so besondere Menschen, die einem viel mit auf den Weg geben und wenn sie gehen, hinterlassen sie oft ein großes Loch im Leben und im Herzen!
LG Katharina
Ich kann dir leider nicht sagen, dass das Loch mit der Zeit kleiner wird, aber man lernt damit zu leben…
Liebe Grüße
Steph
Ich hab deinen Blog erst neulich entdeckt und lese mich erfreut durch sämtliche alte Beiträge. Bei diesem Beitrag musste ich mich jetzt einfach melden: schon nach den ersten par Sätzen hatte ich richtig Tränen in den Augen. So ein liebevoller Text der auch mich an meine Oma erinnert hat. Dankeschön!
Vielen lieben Dank für die lieben Worte. Halte die Erinnerungen an deine Oma fest. Es tut zwar manchmal weh, aber sie können auch trösten.
Liebe Grüße
Steph
Ich sage meiner lieben Omi, die übrigens fast genau so alt war wie Deine, dass sie mit Deiner Oma unbedingt mal Kaffee trinken soll, wo auch immer sie sich grade aufhalten…
Und ich habe jetzt nach dem zweiten Lesen auch schon das zweite Mal für heute Tränen in den Augen- genau so spreche ich auch noch immer mit meiner Oma, ich erzähle ihr von ihren Urenkeln, die sie leider nicht kennenlernen durfte. Immerhin hat sie noch erleben dürfen dass ich geheiratet habe und schwanger war, die Geburt meines Großen hat sie leider um 4 Monate verpasst…
Nachdem sie gestoben ist habe ich noch sehr lange gedacht: Oh, ich müsste mal wieder meine Oma anrufen! -und dann konnte ich das Telefonat doch nur in meinem Kopf halten, weil ich vergessen habe, dass sie mir ja gar nicht mehr antworten kann…
Aber so ist das im Leben leider, ich bin mir aber sicher dass sie sich das alles ganz genaz betrachtet und sich für uns freut.
Herzlichen Glückwunsch – Euch. Zu dem schöne-Erinnerungen- Tag, der heute war!
Fühl Dich feste gedrückt!
Katha
Achja, und was ich vergessen hatte aber noch schreinben wollte: Das mit der Haut habe ich genau so gemacht! Oma-Haut ist toll!
Oma-Haut eben. 😉
Den Erinnerungen-Tag habe ich ganz allein nur für mich gehabt und ja, er war schön! 🙂
Fühl dich zurück gedrückt!
Liebe Grüße
Steph
Mir gehts wie den anderen… 2 Tränchen musste ich wegdrücken… aber ich bin zur Zeit auch gerade wieder sehr sensibel…
LG Klara
🙁
Ich drück dich!
ach und übrigens: doch Lavendelblüten sind so schön… allerdings hatte ich ja getrocknete… wie das bei frischen ist weiß ich nicht 🙂 Viel Spaß
Ich habe was anderes aus dem gepflückten Lavendel gemacht… mehr dazu später (oder morgen).
Liebe Grüße
Steph
Was für ein bewegender Eintrag *schnief*
Ich vermisse meine Oma auch immer noch, und sie ist schon beinahe genauso lange nicht mehr da…
Vielen Dank für deinen Besuch und die lieben Worte.
„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn er vergessen ist.“ (Bertholt Brecht)
Wird oft zitiert, aber es ist nun einmal wahr!
Liebe Grüße
Steph
Wie bewegend Schwesterherz! Ich musste auch eine Träne wegdrücken. Sie wird es bestimmt von oben lesen und dich drücken.
Ich drück dich!
🙂 der Drücker ist angekommen
So war das auch gedacht! 🙂
Liebe tochter
Es hat mir sehr gut getan, deine Gedanken und Erinnerungen an Oma. Irgendwie ist sie immer bei uns und das ist auch gut so .
Danke
Ja, irgendwie ist sie das immer!