Eine Tüte Buntes, bitte!

Wenn ich als Kind eine Mark geschenkt bekam, dann bin ich damit ausgesprochen beschwingt zum Kiosk umme Ecke getapert und habe ganz aufgeregt nach einer „Tüte Buntes für ne Mark“ gefragt. Und das Gefühl, wenn man vor der riesigen Süßigkeitentheke stand und die Dame exakt den von mir genannten Wünschen entsprechend in die Kisten griff und die Glücksseligkeiten mit der Zange herausfischte, dann war das schon ein erhabenes Gefühl.  Da wanderten so leckere Sachen wie Brausetabletten, Gummischnüre, Schleckmuscheln und Kaubonschen rein…und ich wusste, dass das gleich alles mir alleine gehören würde. Nur mir!

Und ich tauschte liebend gern mit der Dame die Schleckertüte gegen das olle, mittlerweile in der Hand warmgewordene Metallding. Sollte sie damit glücklich werden, ich zog die Sinnesfreuden allemal vor.

Auch heute stehe ich den Sinnesfreuden noch positiv gegenüber, aber durch den Grad der Reife, die ich im Laufe der Jahre erworben habe, traut man mir zu mit einen größeren Metallberg haushalten zu können. So komme ich in den Genuss, mir Glücksseligkeiten in Tüten (Gummiteile), Stiegen (Schokolade), Eimern (Popcorn) oder Flaschen (Bier) zu kaufen, wann immer ich Lust darauf habe. Ein erhabenes Gefühl wie damals habe ich dabei nicht mehr. Eher nagt das schlechte Gewissen an mir.

Ich hätte gerne mal wieder das Tüte-Buntes-Gefühl. Ich müsste nur den Inhalt der Tüte neu bestimmen, denn Süßes hat seinen Reiz offensichtlich verloren. Es gäbe da etwas, was ich gut gebrauchen könnte. Wenn ich das nächste Mal an einem Kiosk vorbei kommen, frage ich mal spontan nach einer Tüte „bunte Gedanken“. Dafür würde ich auch mehr als eine Mark für geben.

4 Gedanken zu „Eine Tüte Buntes, bitte!

  1. ja, das kommt mir sehr bekannt vor
    und bei mir hat es sich ähnlich geändert… Süssigkeiten können, müssen aber nicht sein, sie treiben mir nicht mehr die Glückshormone hoch wie früher als Kind
    eine schöne Flasche Bier, gern auch mal was Teures – schon eher
    heute ist es dann:
    das Treffen mit meinen Stammtischfreunden (alles Männer jenseits der 65), denen ich unglaublich gerne lausche
    oder
    ein sich Gehenlassen im Woll- oder Papiergeschäft meines Vertrauens
    oder
    das Entdecken einer tollen neuen Zeitschrift „Flow“ oder „Daphne’s Diary“

    dann ist es wie früher im Zuckerl-Geschäft, wenn ich mein Taschengeld mit vollen Händen ausgegeben habe 😉

    • Bei mir hat gestern ein Großeinkauf bei Dawanda dieses Glücksgefühl ausgelöst. Das Motto lautet: Wir verpassen Frau Meinzigartig ein neues Ich… in der Hoffnung, dass es sich besser anfühlt als das alte. *hmpf*

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert